Was macht eigentlich… Sandro Auerbach?

Unter der Rubrik Was macht eigentlich…? stellen wir in unregelmäßigen Abständen Personen vor, die versuchen, es sich in der Mitte der Gesellschaft gemütlich zu machen.
Durch die langjährige Aktivität in der extrem rechten Szene und ihren ausbleibenden Ausstieg stellen diese Personen mit ihrem Wissen, ihren Kontakten und Netzwerken eine schwer einzuschätzende Gefahr besonders für diejenigen dar, die ihnen ausgesetzt sind.


Sandro Auerbach bei einer Nazi-Demonstration am 03.09.2011 in Dortmund.
Sandro Auerbach bei einer Nazi-Demonstration am 03.09.2011 in Dortmund. [Foto: unbekannt]
Sandro Auerbach (*14.05.1987) tauchte bereits im Jahr 2008 auf dem NPD-Open-Air Rock für Deutschland in Gera auf. Bis heute ist er in Nazikreisen aktiv. Der 35-Jährige ist unter anderem nach §86a (Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen), Sachbeschädigung und Verstößen gegen das Waffengesetz vorbestraft.

Sandro Auerbach auf dem NPD-Festival Rock für Deutschland am 19.07.2008 in Gera.
Sandro Auerbach (mittig) auf dem NPD-Festival Rock für Deutschland am 19.07.2008 in Gera. [Foto: Recherche Gera]
2008/09 begann er, sich in der damaligen Geraer Kameradschaft Blindenhunde zu engagieren. Von Stil und Auftreten her ließ sich die Gruppe den autonomen Nationalisten zuordnen. Auf einer Demonstration in Freiberg 2009 ist Auerbach dementsprechend mit schwarzem Kapuzenpullover, Kufiya („Palästinensertuch“) und Sonnenbrille zu sehen. Auf einer Kontaktliste, die der verurteilte NSU-Helfer Ralf Wohlleben nach einem internen Koordinierungstreffen 2009 zusammenstellte und verschickte, fanden sich auch die Geraer Blindenhunde mit den Kontaktdaten von Blindenhunde-Mitglied Doreen Sikorska.
Bis 2011 tauchte Auerbach immer wieder bei Aktionen hinter dem Banner der Blindenhunde auf. Zu dieser Zeit machte er den Einrduck, eine der tonangebenden Figuren der Kameradschaft zu sein, die zudem für zahlreiche Nazi-Schmierereien in Gera verantwortlich war.

Sandro Auerbach als Teil der Kameradschaft Blindenhunde am 01.05.2009 in Freiberg
Sandro Auerbach (mit offenem Mund und Sonnenbrille) als Teil der Geraer Kameradschaft Blindenhunde am 01.05.2009 in Freiberg. [Foto: Infothek Dessau]
Ab 2012 bewegte er sich im Umfeld der nächsten lokalen Kameradschaft, die sich Vollstrecker nannte. Seit 2011 organisierten und besuchten die Vollstrecker Naziveranstaltungen, bis sie sich 2014 nach strafrechtlich relevanten Gewaltaufrufen auf Twitter auflösten. Bis 2013 besuchte Sandro Auerbach beinahe jede Veranstaltung der extremen Rechten in Gera, darunter Kundgebungen und Demonstrationen der NPD Gera oder das alljährliche NPD Open Air Rock für Deutschland. Zudem reiste er zu Demonstrationen selbsternannter „autonomer Nationalisten“ nach Dortmund oder Freiberg.

Sandro Auerbach auf einer Demo der NPD auf dem Marktplatz in Gera am 17.06.2011.
Sandro Auerbach (4. v.r.) auf einer Demo der NPD auf dem Marktplatz in Gera am 17.06.2011. Außerdem: Robert Bernhardt, Bryan Kahnes, Kevin Fijalkowski (v.r.n.l.) und Stephan Kramsmeyer (1. v.l.). [Foto: Recherche Gera]
Sandro Auerbach und Jennifer Westphal auf dem Rock für Deutschland am 13.07.2013 in Gera.
Sandro Auerbach (1. v.l.) und Jennifer Westphal (Vollstrecker-Shirt und Ordnerbinde) auf dem Rock für Deutschland am 13.07.2013 in Gera. [Foto: Recherche Gera]
Ab ca. 2014 wurde es um Sandro Auerbach etwas ruhiger. Auf öffentlichen Veranstaltungen der extremen Rechten in Gera und Umgebung war er vorerst nicht mehr sichtbar. Im Social Media teilte Auerbach jedoch fortwährend rassistische, xenophobe und rechtspopulistische Inhalte, darunter Beiträge der AfD Gera und der neofaschistischen Partei III. Weg.

Sandro Auerbach gefällt das: Inhalte der faschistischen Partei III. Weg. [Bild: Screenshot facebook]
Sandro Auerbach gefällt das: Inhalte der faschistischen Partei III. Weg. [Bild: Screenshot facebook]
Möglicherweise hing dieses vorsichtigere Auftreten in der Öffentlichkeit auch mit seiner wachsenden Vorstrafensammlung und seinem Privatleben – beispielsweise der neuen Rolle als Ziehvater 2013 und als Vater eines eigenen Kindes seit 2017 – zusammen. Zu dieser Zeit kam, wohl auch von ihm selbst befeuert, das Gerücht um einen möglichen Szeneausstieg Auerbachs auf. Diese Gerüchte wurden allerdings spätestens mit seiner Teilnahme am sogenannten Heldengedenken der extrem rechten Vereinigung Patrioten Ostthüringen im November 2020 auf dem Geraer Ostfriedhof widerlegt. Die Veranstaltung verfolgte er im Kreise seiner langjährigen Kameraden und Wegbegleiter, unter ihnen Christian Gentzsch und Fabian Matthes.

Beatrice Fischer, Christian Gentzsch, Sandro Auerbach, Ralf-Dieter Gabel und Fabian Matthes zum Volkstrauertag am 15.11.2020 auf dem Geraer Ostfriedhof.
Beatrice Fischer, Christian Gentzsch, Sandro Auerbach, Ralf Dieter Gabel und Fabian Matthes (v.l.n.r.) zum Volkstrauertag am 15.11.2020 auf dem Geraer Ostfriedhof. [Bild: Screenshot youtube]
Sein äußerliches Auftreten hat Auerbach über die Jahre immer wieder verändert. Den Kleidungsstil der autonomen Nationalisten hat er spätestens 2013 abgelegt und ist damit äußerlich kaum noch als „klassischer“ Nazi erkennbar. In Gera und Umgebung ist Auerbach gern auf „Hardtekk“-Veranstaltungen zu finden und teilt entsprechende Inhalte auf Social-Media-Kanälen. Er wohnt derzeit zusammen mit seiner Freundin in der Umgebung der Franz-Stephan-Straße in Gera-Lusan. Auerbach arbeitet seit vielen Jahren im Geraer Lebensmittelmarkt Simmel in der Reichsstraße, wo er gut in die Belegschaft integriert ist und sich beispielsweise beim firmeninternen Fasching 2013 ungeniert im niedlichen Tierkostüm beteiligte.

Sandro Auerbach im Papageienkostüm im Geraer Simmel
Sandro Auerbach im Papageienkostüm zum Fasching im Geraer Simmel. [Foto: Archiv]

Neue Stärke Gera – Zwischen „politischen Soldaten“ und militanter Nazi-„Resterampe“

Seit 2021 versucht eine neue Parteistruktur in Thüringen auf sich aufmerksam zu machen: die Neue Stärke Partei (NSP). Insbesondere in Gera ist die Partei mit ihrer Ortsgruppe Neue Stärke Gera (NSG) personell und ideologisch verankert. Als militante Kleingruppe ist die NSG bereits auf einer Vielzahl von eigenen und anderen rechten Veranstaltungen aktiv und präsent gewesen.
Am 26.03.2022 ruft die Neue Stärke zu einer Demonstration in Gera auf, die der Auftakt einer über das Jahr und die Republik verteilten Veranstaltungsserie sein soll.
Zeit, einen genauen Blick darauf zu werfen, mit wem man es zu tun haben wird:

Vom III. Weg zur Neuen Stärke

Noch 2020 gehörten die wesentlichen ProtagonistInnen der Neuen Stärke in Thüringen einer anderen „Kleinstpartei“, dem III. Weg, an (wobei die oft bemühte Rede von der „Kleinstpartei“ sich lediglich auf die Mitgliederzahl bezieht und damit keine qualitative Aussage über das Gefahrenpotential der Struktur getroffen ist). Der III. Weg hatte zunächst zwei Thüringer „Stützpunkte“, von denen der wichtigere „Stützpunkt Ostthüringen“ von Gera aus koordiniert wurde – Nico Metze aus Kahla und Anika Metze (vorher Wetzel) aus Rathenow/Brandenburg führten nach ihrem Umzug nach Gera von dort aus die Thüringer Aktivitäten als Stützpunktleitende. Die Teilnahme an überregionalen Demonstrationen und Kundgebungen wurde in der Vergangenheit vor allem zusammen mit Erfurt organisiert.

Nico und Anika Metze bei einem Infostand des Dritten Wegs in Gera am 25.06.2016. Im Hintergrund: Markus Dettler und Robert Thieme (v.l.n.r.)
Nico und Anika Metze bei einem Infostand des III. Wegs in Gera am 25.06.2016. Im Hintergrund: Markus Dettler und Robert Thieme (v.l.n.r.) [Foto: Recherche Gera]

Die Erfurter Enrico Biczysko und Michel Fischer, zwei langjährige Neonazis, konnten dort nicht zuletzt dank der Immobilie des Volksgemeinschaft e.V. in der Stielerstraße 1 im Erfurter Viertel Herrenberg einen Rückzugsort und festen Punkt für die von ihnen ausgehenden gewalttätigen Aktionen anbieten: In der Nacht zum 1. August 2020 ereignete sich von diesem Objekt aus zuletzt ein brutaler rassistischer Angriff auf drei Männer. Biczysko und Fischer, die sich bereits in fast allen Nazistrukturen organisiert und nach kurzer Zeit mit diesen überworfen hatten, wechselten im gleichen Jahr erneut ihre Zugehörigkeit. Sie gründeten dafür die Gruppierung Neue Stärke Erfurt, die sich – mit dem Provokationspotential von pubertären Schulhof-Rowdys – das Kürzel NSE gab, und die das Auftreten, das Selbstverständnis und das Design direkt vom Vorgänger III. Weg kopierte.
Während die Geraer Mitglieder und SympathisantInnen des III. Wegs vormals noch stark mit dem Ehepaar Metze verbunden waren, schienen die sich als „sportlich – aktivistisch – gemeinschaftlich“ bewerbenden Neue Stärke-Kader in Erfurt größere Anziehungskraft auf die Geraer auszuüben und man wendete sich fortan in Richtung Landeshauptstadt.
Dass der III. Weg in Thüringen damit allerdings nicht vom Tisch ist, sondern sich nur regional verlagert, zeigt die Gründung des „Stützpunktes Erfurt/Gotha“ im August 2021 und die Eröffnung eines „Bürger- und Parteibüros“ Anfang 2022 im thüringischen Ohrdruf.

Im November 2021 hielten Mitglieder der „Resterampe für heimatlose Neonazis“ (ZEIT) von der Neuen Stärke in Magdeburg einen Bundesparteitag ab und gründeten die sich überregional verstehende Neue Stärke Partei, zu diesem Anlass entstanden außerdem weitere lokale Ableger (Magdeburg und Rheinhessen).
Im Rahmen eines pathetischen Zeremoniells ließen sich der Erfurter Michel Fischer und der Geraer Bryan Kahnes als Bundesvorstand wählen, einer der drei stellvertretenden Vorsitzenden ist darüber hinaus Enrico Biczysko aus Erfurt.
Ziel der Partei, deren Mitglieder sich als „politische Soldaten der Kampfkultur“ verstehen, sei der „organisationsübergreifende Widerstand“.

Selbstdarstellung der Neuen Stärke Partei im November 2021 beim Gründungszeremoniell in Magdeburg. Oben links: Bundesvorsitzender Michel Fischer. Oben rechts: Bundesvorsitzender Bryan Kahnes. Unten rechts: Stellvertretender Vorsitzender Enrico Biczysko
Selbstdarstellung der Neuen Stärke Partei im November 2021 beim Gründungszeremoniell in Magdeburg. Oben links: Bundesvorsitzender Michel Fischer. Oben rechts: Bundesvorsitzender Bryan Kahnes. Unten rechts: Stellvertretender Vorsitzender Enrico Biczysko [Bild: Screenshot homepage NSP]

Neue Stärke Gera

Als zweite Ortsgruppe wurde nach der Erfurter die Geraer Abteilung mit dem Kürzel NSG im Zuge einer Demonstration zum 1. Mai 2021 gegründet. Dort wurde nach eigenen Aussagen die „NSG-Standarte“ „feierlich“ an Bryan Kahnes und Maurice Mischek übergeben.

Dass bei der Parteigründung im November einer der zwei gewählten Vorsitzenden aus Gera kommt, ist eine wichtige Strukturentscheidung: In Gera sieht man nach Erfurt wohl das meiste mobilisierungsfähige Potential und kann mit den ehemaligen III. Weg-Leuten (abseits des Ehepaars Metze) auf ein Netz aktiver, vor allem junger Leute zurückgreifen. Darüber hinaus musste Michel Fischer, der szeneweit für „qualitativ minderwertige Veranstaltungen“ mit „abgeschriebenen und plagiierten Reden“ bekannt ist und für seine Einfältigkeit verspottet wird, eine Person an die Seite gestellt werden, die ideologisch und rhetorisch ein einigermaßen ernstzunehmendes Bild der Partei nach außen abgeben kann.
Auch in der materiellen Ausstattung durch die Partei zeigt sich, dass ein besonderer Fokus auf dem Geraer Ableger der Neuen Stärke liegt: Auf ihrer Homepage verkündet die NSP, dass Gera mit technischem Equipment („Pavillon, Tisch, Lautsprecheranlage, Stromgenerator, Banner, Fahnen und Werbematerialien“) für das „Kampfjahr 2022“ bedacht wurde.

Eine zwei Monate im Voraus beworbene Demonstration der Neuen Stärke fand am 11.12.2021 in Gera aufgrund der Pandemiebeschränkungen nur als Kundgebung statt. Vor dem Stadtmuseum kamen 10-15 Personen zusammen, Redebeiträge wurden dabei u.a. von Maik Querengäßer aus Eisenberg, Pascal Chmielewski aus Gera und Sabrina Töpfer aus Erfurt gehalten. Die Nazi-Veranstaltung ging in zivilgesellschaftlichem und antifaschistischem Gegenprotest und abgeschirmt durch Polizeifahrzeuge weitgehend unter.

Kundgebung der Neuen Stärke Gera am 11.12.2021 in Gera
Kundgebung der Neuen Stärke Gera am 11.12.2021 in Gera [Foto: Recherche Gera]

Während die eigenen Veranstaltungen sich auch in Gera als nicht besonders zugkräftig und anschlussfähig erwiesen, nimmt die Neue Stärke Gera seitdem eine besondere Rolle bei den sogenannten Spaziergängen gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie ein, wie wir bereits berichteten. Woche für Woche laufen Teilnehmende der Proteste neben den in der Regel durch Schlauchtücher mit sichtbarem Neue Stärke-Emblem zu erkennenden Neonazis. Dabei treten diese militant als Block u. a. mit Pyrotechnik und in einheitlicher Kleidung auf.
Die derartige Uniformierung war Anlass für die Polizei, mehrere Personen der Neuen Stärke am 10.01.2022 festzusetzen und in Gewahrsam zu nehmen.
Die Beteiligten wurden wegen Verstoß gegen das Uniformierungsverbot in einem Schnellverfahren in Gera verurteilt, unter ihnen der Neue Stärke-Bundesvorsitzende Bryan Kahnes.
Bereits vor der Verhandlung hielt die NSP vor dem Amtsgericht eine Kundgebung unter dem Motto „Wir lassen uns nicht kriminalisieren! Gemeinsam gegen staatliche Repression” ab, bei der auch die Erfurter Kader Fischer und Biczysko anwesend waren.

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine ist für die Neue Stärke ein willkommener Anlass zur Selbsterhaltung. Auf ihrer Homepage mahnt die Partei Solidarität mit der Ukraine an – damit meint sie eigenen Angaben zufolge ihre „weißen Brüder in der Ukraine“, denn es gehe bei diesem Krieg „um unsere weiße Rasse“. Der Krieg wird umgedeutet zum rassistischen Befreiungskampf gegen einen fantasierten Kommunismus von Putins Russland.
Kahnes und andere Nazis der Neuen Stärke fuhren Anfang März in die Grenzregion zur Ukraine, um den Schulterschluss mit ukrainischen Nazis zu suchen, scheiterten aber am Grenzübertritt und kehrten enttäuscht nach Deutschland zurück – nicht ohne sich selbst trotz gescheiterter Mission via Youtube-Videos zu inszenieren.

Bryan Kahnes erklärt auf dem Youtube-Kanal der Neuen Stärke warum auf den Nazihilfstrupp aus der deutschen Provinz in der Ukraine niemand gewartet hat.
Bryan Kahnes versucht auf dem Youtube-Kanal der Neuen Stärke zu erklären, warum auf den Nazihilfstrupp aus der deutschen Provinz in der Ukraine niemand gewartet hat [Bild: Screenshot youtube]
Bryan Kahnes

Der Geraer Bryan Kahnes wurde im November 2021 neben Michel Fischer zum Bundesvorsitzenden der NSP gewählt.
Kahnes (*1994) gehörte ab 2011 zum Umfeld der Autonomen Nationalisten und besuchte in dieser Zeit zahlreiche Demonstrationen der NPD, etwa in Halle und Gera, und das Neonazifestival Rock für Deutschland.

Bryan Kahnes (2. v.r.) bei einer Nazidemo am 01.05.2011 in Halle. 1. v.r.: Sidney Sambale, 3. v.r.: Sandro Auerbach, 1. v.l. Christian Gentzsch.
Bryan Kahnes (2. v.r.) bei einer Nazidemo am 01.05.2011 in Halle. 1. v.r.: Sidney Sambale, 3. v.r.: Sandro Auerbach, 1. v.l.: Christian Gentzsch [Foto: Infothek Dessau]

2012 bewegte sich Kahnes weiterhin im Kreis der NPD und besuchte etliche ihrer Veranstaltungen. Vorgestellt als „parteiunabhängiger Kamerad“ hielt er am 17.06.2012 eine Rede auf einer Geraer NPD-Demonstration.

Bryan Kahnes (mittig mit Rucksack) auf einer Demonstration der NPD in Gera am 17.06.2012. 1. v.l. Michael Janssen, 2. v.l. Kevin Aßmann, rechts unten mit Fahne: Mario Schreiber, unten mittig im roten Shirt: Jacqueline Möbes.
Bryan Kahnes (mittig mit Rucksack) auf einer Demonstration der NPD in Gera am 17.06.2012. 1. v.l. Michael Janssen, 2. v.l. Kevin Aßmann, rechts unten mit Fahne: Mario Schreiber, unten mittig im roten Shirt: Jacqueline Möbes [Foto: Recherche Gera]

Seit 2018 war Kahnes wieder verstärkt in der Region und überregional aktiv, er nahm nicht nur am Nazi-Festival Rock gegen Überfremdung in Apolda teil, sondern reiste zusammen mit anderen bundesweit bekannten Neonazis am 10.11.2018 zur Solidaritätsdemonstration für die mehrfach verurteilte Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck bis nach Bielefeld. Kahnes fuhr dabei stets in Begleitung der einschlägig bekannten Naziaktivistin Beatrice Fischer.

Bryan Kahnes und Beatrice Fischer am 10.11.2018 in Bielefeld.
Bryan Kahnes (3. v.l.) und Beatrice Fischer (1. v.l.) am 10.11.2018 in Bielefeld [Foto: Recherchenetzwerk Berlin]

Ebenfalls 2018 wendete sich Kahnes der faschistischen Partei III. Weg zu, der er bis 2020 verbunden blieb. Gemeinsam mit anderen III. Weg-Kameraden besuchte er bspw. Demonstrationen in Wunsiedel (Gedenkveranstaltung für Hitlerstellvertreter Rudolf Heß) und Berlin oder reiste nach Rom zur italienischen neofaschistischen Organisation CasaPound.

Bryan Kahnes (1. v.l.), René Schaller (2. v.l.), Nico Metze (3. v.l.) und Enrico Bicysko (1. v.r.) bei einer III. Weg-Demonstration am 17.11.2018 in Wunsiedel
Bryan Kahnes (1. v.l.), René Schaller (2. v.l.), Nico Metze (3. v.l.) und Enrico Biczysko (1. v.r.) bei einer III. Weg-Demonstration am 17.11.2018 in Wunsiedel [Foto: Thomas Witzgall]
Bryan Kahnes zusammen mit III.Weg-Mitgliedern bei der neofaschistischen Casapound in Italien
Bryan Kahnes zusammen mit III.Weg-Mitgliedern bei der neofaschistischen Organisation CasaPound in Italien [Bild: Screenshot facebook]

Im Februar 2020 nahm er wie eine Vielzahl anderer Geraer Nazis, darunter Vertreter der AfD, an einem der größten extrem rechten Aufmärsche Deutschlands, am geschichtsrevisionistischen sogenannten Trauermarsch, in Dresden teil.

Bryan Kahnes (mittig, mit Sonnenbrille und Mantel) am 15.02.2020 in Dresden. Daneben: Maurice Mischek (rote Kapuze)
Bryan Kahnes (mittig, mit Sonnenbrille und Mantel) am 15.02.2020 in Dresden. Daneben: Maurice Mischek (rote Kapuze) [Foto: Presseservice Rathenow]

Seit 2021 engagiert sich Kahnes für die Neue Stärke und ist als Bundesvorsitzender bei nahezu allen ihrer Veranstaltungen präsent.

Kahnes absolviert derzeit eine Ausbildung zum Wirtschaftsfachwirt und ist unter anderem wegen der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisation und vorsätzlicher Körperverletzung vorbestraft.

Den Angaben im Impressum der Neuen Stärke-Homepage zufolge, wohnt Kahnes aktuell im Stadtteil Gera-Langenberg.

Maurice Mischek

Maurice Mischek kommt aus dem thüringischen Weida, wo er auch zur Schule gegangen ist.
Spätestens seit seiner Teilnahme an der rassistischen Thügida-Demonstration in Gera am 21.09.2018, die unter anderem vom kriminellen Greizer Neonazi David Köckert angemeldet wurde, ist Mischek reger Besucher rechter Veranstaltungen.

Maurice Mischek bei einer Thügida-Demonstration am 21.09.2018 in Gera
Maurice Mischek (3. v.r., schwarze Jacke des III. Wegs) bei einer Thügida-Demonstration am 21.09.2018 in Gera [Foto: Recherche Gera]

Im darauffolgenden Jahr nahm er im Gefolge des III. Wegs unter anderem an Demonstrationen in Plauen und Wunsiedel teil.
2020 entwickelte sich Michek vollständig zu einem der aktivsten Demotouristen der Region und reiste nach Dresden, nach Naumburg und nach Berlin, abermals unter den faschistischen Bannern des III. Wegs.

Maurice Mischek bei der Gedenkveranstaltung für Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß. 1. v.r.: Nico Metze, 2. v.r.: Michel Fischer.
Maurice Mischek (1. v.l.) bei der Gedenkveranstaltung des III. Wegs für Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß am 16.11.2019 in Wunsiedel. 1. v.r.: Nico Metze, 2. v.r.: Michel Fischer [Foto: Thomas Witzgall]

2021 schloss sich Mischek zusammen mit Bryan Kahnes der Neuen Stärke in Erfurt an. Seit ihrer Gründung ist Mischek Mitglied der Neuen Stärke Partei und für den Ortsableger Gera unterwegs. Bei fast jedem Coronaprotest war Mischek seither in der Uniform der NSP mit seinen vermummten Kameraden Teil der Aufmärsche.

Mischek arbeitet seit 2018 für verschiedene Baufirmen in Gera und Umgebung, zuletzt für die Firma Gerüstbau Weida.

Weitere Mitglieder und Unterstützer

Sonny Schmidt

Sonny Schmidt (r.) und Markus Dettler
Sonny Schmidt (r.) und Markus Dettler [Bild: Screenshot facebook]

Schmidt ist Mitglied der NSP und beteiligte sich an einigen ihrer Veranstaltungen, so zum Beispiel am 22.01.2022 bei einem Naziaufmarsch der JN und der Neuen Stärke in Magdeburg.

Schmidt beim Naziaufmarsch am 22.01.2022 in Magdeburg
Schmidt (mittig) beim Naziaufmarsch am 22.01.2022 in Magdeburg. Links: Maik Querengäßer, rechts: Maurice Mischek [Foto: Kai Schwerdt]

Wie auch sein Freund und Kamerad Markus Dettler arbeitete Schmidt in der Vergangenheit für die Securityfirma SUP.

Schmidt (1. Reihe, 2. v.r.) im Dienst der Securityfirma SUP. Letzte Reihe, 2. v.l.: Markus Dettler
Schmidt (1. Reihe, 2. v.r.) im Dienst der Securityfirma SUP. Letzte Reihe, 2. v.l.: Markus Dettler [Bild: Screenshot facebook]

In den sozialen Netzwerken ist Schmidt unter dem Namen „Schmidti Bande“ oder „Hans Peter“ zu finden.

Pascal Chmielewski

Pascal Chmielewski (Rückbank mittig) auf Reisen mit der Neuen Stärke Gera. Hinten links: Maurice Mischek, hinten rechts: Sonny Schmidt. Vorne links: Enrico Jahn, vorne rechts: Bryan Kahnes
Pascal Chmielewski aus Gera (Rückbank mittig) auf Reisen mit der Neuen Stärke Gera. Hinten links: Maurice Mischek, hinten rechts: Sonny Schmidt. Vorne links: Enrico Jahn, vorne rechts: Bryan Kahnes [Bild: Screenshot instagram]
Pascal Chmielewski (1. v.l.) als Redner auf einer Kundgebung der Neuen Stärke am 11.12.2021 in Gera. Rechts am Transparent: Maurice Mischek
Pascal Chmielewski (1. v.l.) als Redner auf einer Kundgebung der Neuen Stärke am 11.12.2021 in Gera. Rechts am Transparent: Maurice Mischek. Mittig: Maik Querengäßer [Foto: Recherche Gera]
Pascal Chmielewski (r.) arbeitet beim Securityunternehmen SUP in Gera.
Pascal Chmielewski (r.) arbeitet beim Securityunternehmen SUP in Gera [Bild: Screenshot facebook]

Enrico Jahn

Enrico Jahn aus Gera
Enrico Jahn aus Gera [Bild: Screenshot facebook]
Enrico Jahn (1. v.l.) und Bryan Kahnes (2. v.l.) nach der Kundgebung der Neuen Stärke am 11.12.2021 in Gera
Enrico Jahn (1. v.l.) und Bryan Kahnes (2. v.l.) nach der Kundgebung der Neuen Stärke am 11.12.2021 in Gera [Foto: Micha Weiland]

Sebastian Rubner

Sebastian Rubner aus Gera
Sebastian Rubner aus Gera [Bild: Screenshot facebook]
Sebastian Rubner als Ordner auf dem Naziaufmarsch von JN und NSP am 22.01.2022 in Magdeburg
Sebastian Rubner (1. v.r.) als Ordner auf dem Naziaufmarsch von JN und NSP am 22.01.2022 in Magdeburg [Foto: Kai Schwerdt]
Sebastian Rubner als Ordner auf der Kundgebung der Neuen Stärke Gera am 11.12.2021
Sebastian Rubner als Ordner auf der Kundgebung der Neuen Stärke Gera am 11.12.2021 [Foto: Micha Weiland]

Maik Querengäßer

Maik Querengäßer aus Eisenberg im Pullover der NSG. Tätowierung rechte Stirnseite: "2yt4u" (= "too white for you")
Maik Querengäßer aus Eisenberg im Pullover der NSG. Tätowierung rechte Stirnseite: “2yt4u” (= “too white for you”) [Bild: Screenshot facebook]
Maik Querengäßer (r.) als Redner und Ordner auf der Kundgebung der Neuen Stärke am 11.12.2021 in Gera, links: Bryan Kahnes
Maik Querengäßer (r.) als Redner und Ordner auf der Kundgebung der Neuen Stärke am 11.12.2021 in Gera, links: Bryan Kahnes [Foto: Micha Weiland]

„Resterampe“ oder neu und stark?

Das Erscheinungsbild der Neuen Stärke mit ihrem uniformierten Dresscode, der militaristischen Symbolik, den Fahnen, der damit verbundenen Einheitlichkeit und ritualhaften Disziplin, ist unverkennbar an faschistischen Bewegungen geschult. Dass man damit wirbt „sportlich“ und „aktivistisch“ zu sein, das Versprechen zur Gewalt also schon im Slogan trägt, hat insbesondere für junge Menschen eine große Anziehungskraft. Auch wenn einige Personalien der Neuen Stärke szeneintern und -extern eher zur Belustigung zu dienen scheinen, sollte nicht unterschätzt werden, dass die derzeit weiter wachsende Struktur ein Sammelbecken für extrem Rechte in Thüringen und darüber hinaus darstellt.

Damit ist speziell in Gera ein neuer Anlaufpunkt entstanden, der die zerstreuten rechten Kräfte bündeln könnte – für all die, denen die NPD zu altbacken und die AfD nicht militant genug ist. Dass die sich unverhohlen als Nazis bekennenden Rechten der Neuen Stärke Woche für Woche unwidersprochen auf den sogenannten Spaziergängen gegen die Pandemiemaßnahmen mitlaufen können und das zweite Mal in drei Monaten eine eigene Demonstration in der Innenstadt abhalten, hilft ihnen bei ihrer Vermarktung und der Rekrutierung ungemein. Wir hoffen, dass Recherchen wie diese dazu beitragen, dass die Neue Stärke künftig weniger Erfolg hat, vermummt unter dem Radar der breiten Öffentlichkeit zu tauchen.

 

„Wer mit Nazis spaziert, hat nichts kapiert“ – Coronaproteste in Gera

Während Rechercheportale und Twitteraccounts (bspw. Querleaks oder Ostthüringer Divan) seit Beginn der Pandemie unermüdlich und mit großem Engagement herausarbeiten, dass die sogenannten „Spaziergänge“ – auch die Geraer „Montagsspaziergänge“ – unter wesentlicher Beteiligung rechter Strukturen stattfinden, wird von Mitlaufenden und Daheimgebliebenen wahlweise so getan als wisse man von nichts oder als sei der Schulterschluss mit rechts im Dienste der Sache unvermeidlich.
Mit einer erneuten Zusammenstellung einiger, die in Gera seit 20.12.2021 mitgelaufen und konstant beteiligt sind, muss noch dem und der Letzten klar werden, dass man auf den „Spaziergängen“ unweigerlich Seite an Seite mit RassistInnen, AntisemitInnen, organisierten VertreterInnen der extremen Rechten und Verschwörungsgläubigen läuft.

Christian Bärthel ist ein seit Mitte der 90iger Jahre aktiver Nazi aus Ronneburg bei Gera. Er war Mitarbeiter des sächsischen NPD-Landtagsabgeordneten Peter Klose in Zwickau. Bärthel ist Verschwörungsgläubiger und Anhänger der Reichsbürgerbewegung. In seine evangelikale Mission mischen sich ein teils aggressiver Antisemitismus und religiös aufgeladener Geschichtsrevisionismus. Wegen Volksverhetzung und Verharmlosung des Holocausts wurde er bereits mehrfach angeklagt und verurteilt. Er ist Mitglied der extrem rechten Vereinigung Patrioten Ostthüringen und Vortragsredner zu deren Veranstaltungen.

Christian Bärthel
Christian Bärthel

Beatrice Fischer agiert als Nazi-Aktivistin seit 2010/2011 vor allem im Umfeld der NPD und der Kleinstpartei III. Weg. Von Nazi-Festivals und Konzerten über Demos zur Unterstützung der Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck und geschichtsrevisionistische Aufmärsche bis hin zu Veranstaltungen der AfD ist Beatrice Fischer auf einer Vielzahl von Events der extremen Rechten zugegen. Seit deren Beginn nimmt sie an den Protesten der Pandemieleugner*innen in Gera teil. Eine detailliertere Zusammenstellung ihrer Aktivitäten lässt sich hier finden.

Beatrice Fischer
Beatrice Fischer

Christian Gentzsch ist ein seit 2010/11 aktiver Nazi aus Greiz und später Gera. Er nimmt an vielen unterschiedlichen Veranstaltungen der extremen Rechten in der Region, aber auch überregional teil. Darunter fallen Festivals, Aufmärsche von der Kleinstpartei III. Weg, Thügida und Aktionen der NPD. 2014 kandidierte er für die Greizer Kommunalwahlen auf der NPD-Liste. Zwischen 2012 und 2017 übernahm er regelmäßig Helfertätigkeiten und Ordnerfunktionen auf dem NPD-Festival Rock für Deutschland in Gera. Bei den Protesten der Pandemieleugner*innen in Gera ist er vom Beginn im Frühjahr 2020 an mit dabei.

Christian Gentzsch
Christian Gentzsch

Christian Klar kann auf eine lange Karriere als aktiver Nazi zurückblicken. Er zählte bereits um 2000 zu den Kontakten des Thüringer Blood-&-Honour-Sektionsleiters und NSU-Unterstützers Marcel Degner. Belegen lassen sich sehr viele Teilnahmen an Veranstaltungen und Aufmärschen von extremen Rechten. Ein guter Überblick über seine Aktivitäten lässt sich hier finden. Klar kann getrost als einer der Organisatoren der Geraer „Spaziergänge“ bezeichnet werden; in diversen Telegramposts brüstet sich Klar selbst mit der Planung und Durchführung. Inmitten der Pandemieleugner*innen gibt er sich betont aktivistisch, fordert andere Teilnehmende zum Widerstand gegen Polizist*innen auf oder dirigiert mit „Ansagen“ die eigentlich verbotenen Aufzüge.

Christian Klar
Christian Klar

Marek Hallop aus Gera bezeichnet sich selbst als Reichsbürger. Er tauchte um 2012 bei Geraer NPD-Aufmärschen und später bei etlichen Thügida-Demos des extrem rechten David Köckert auf. Bereits im Frühjahr 2020 beteiligte er sich an den ersten Protesten gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. An organisatorischen Fragen scheiterte er aber mit seiner selbst angemeldeten Demo am 16.05.2020. Trotzdem ist er weiter bei allen Aktionen und Protesten der Pandemieverharmloser*innen in Gera mit von der Partie. Dabei tritt er manchmal sehr martialisch auf, schreit anwesenden Polizist*innen seinen Hass auf den Staat entgegen und versucht so andere Teilnehmer*innen zum Widerstand zu motivieren.

Marek Hallop
Marek Hallop

Frank Haußner ist ein Dachdecker aus Zeulenroda. Er kann ähnlich wie Christian Klar zum Initiatoren- und Organisatorenkreis der Geraer „Spaziergänge“ gezählt werden. Haußner begann ab 2018 sich mit dem Pegida-Umfeld, dem Kreis um Götz Kubitschek und AfD-VertreterInnen zu vernetzen. Dazu ist er Sprecher der extrem rechten Vereinigung Patrioten Ostthüringen. Frank Haußner ist in der Region Ostthüringen Initiator vieler Aktionen von Pandemieverharmloser*innen. Seine Redebeiträge bei diesen Gelegenheiten zeugen von seinem tief verschwörungsgläubigen Weltbild mit deutlich antisemitischen Inhalten.

Frank Haußner
Frank Haußner

Andre Hebestreit ist ein sehr aktiver Nazi aus Gera. Er war regelmäßig Helfer und Ordner auf dem NPD-Festival Rock für Deutschland in Gera. Er war Mitglied der ehemaligen Geraer Kameradschaften Vollstrecker und Volkszorn. Auf NPD-Demos übernahm Hebestreit immer wieder Ordnerfunktionen. 2014 kandidierte er bei der Kommunalwahl auf der Liste der NPD für den Geraer Stadtrat. Regional fährt Hebestreit sehr gern zu Nazi-Demos oder Festivals.

André Hebestreit
André Hebestreit

Michael Hesse ist ein langjähriger Nazi aus Gera. Er stammt aus dem kameradschaftlichen Umfeld und ist schon als Jugendlicher 1999 bei Aktionen der extremen Rechten zu identifizieren. Anfangs gerierte er sich als Anti-Antifa-Fotograf, mittlerweile betreibt er einen Youtube-Kanal und filmt nahezu jedes Event der Pandemieleugner*innen in Gera. In der Vergangenheit ließ er über NPD-Festivals, geschichtsrevisionistische Trauermärsche oder die Aufmärsche von Thügida keine Gelegenheit aus, zu zeigen welches Geistes Kind er ist. In der Thüringer Naziszene gilt er als gut vernetzt und reist auch überregional zu Nazigroßveranstaltungen in Deutschland.

Michael Hesse
Michael Hesse

Beatrice Koschmieder ist eine Geraer Tätowiererin und die langjährige Freundin von Michael Hesse. Sie arbeitet mit dem äußerst gewaltbereiten rechten Schläger Enrico Koop in einem Studio. Sie nahm in der Vergangenheit regelmäßig am Geraer NPD-Festival teil und lief bei den Thügida-Demos des extrem rechten Greizers David Köckert mit. Gemeinsam mit ihrem Partner Hesse reist sie gern regional und überregional zu einschlägigen Szeneevents wie den Nazifestivals in Themar oder nach Berlin zu rechten Großdemos. Natürlich war Koschmieder bei fast allen Aktionen gegen Corona Schutzmaßnahmen in Gera dabei.

Beatrice Koschmieder
Beatrice Koschmieder

Andreas Thomä ist Mitglied der Patrioten Ostthüringen aus Gera. Er filmt sehr viele Aktionen dieser extrem rechten Vereinigung, betreibt einen gleichnamigen Youtube-Kanal und veröffentlicht dort seine semi-professionell bearbeiteten Videos. Er filmt dabei auch immer wieder Protestierende gegen rechte Aktionen ab und markiert gezielt Journalist*innen, in dem er in extreme Zeitlupe umschaltet, um die Personen besser erkennbar zu machen. Führt man sich vor Augen, wie viele Journalist*innen von Nazis im Rahmen der sogenannten „Spaziergänge“ bundesweit angegriffen wurden und werden, zeigt sich die Perfidie und ideologische Skrupellosigkeit eines solchen Vorgehens.

Andreas Thomä
Andreas Thomä

Josef Höschler ist ein umtriebiger Nazi aus Ronneburg bei Gera. Anfang der 2000er Jahre war er aktiv in Führungspostitionen von Ronneburger Kameradtschaften. Er geriet recht schnell als Sammler von Nazi- und Weltkriegsdevotionalien in das Visier der Polizei, auch weil er Bilder von scharfen Waffen in sozialen Netzwerken postete. Hausdurchsuchungen waren die Folge. Später war er stets fleißiger Helfer sowie Ordner auf dem Geraer NPD-Festival und Teilnehmer an Demonstrationen oder Kundgebungen der Geraer NPD. Die rassistischen Mobiliserungen von Thügida erreichten auch Höschler. Zuletzt versuchte er sich 2019 als extrem rechter Konzertveranstalter in Ronneburg. Wie er selbst im Internet mitteilte, geriet er dabei wiederum ins Visier des Verfassungsschutzes.

Josef Höschler
Josef Höschler

Enrico Kopp ist ein gewaltbereiter und vielfach vorbestrafter Nazi-Schläger. Er betreibt das Tattostudio Köngisklasse in Gera. Vor allem bei der rassistischen Mobilisierung von Thügida zwischen 2015 und 2018 war Kopp aktiv. Thügida wurde in dieser Zeit maßgeblich durch den Greizer Nazi David Köckert initiiert und vorangetrieben. Kopp war auf vielen Aktionen dieser extrem rechten Vereinigung aktiv. Als 2020 die Mobilisierung der Proteste der Pandemieleugner*innen an Fahrt aufnahm, war Kopp ebenfalls von Beginn an dabei.

Enrico Kopp
Enrico Kopp

Steve Krüger ist ein Geraer Nazi, welcher vor allem zwischen 2010 und 2014 in der Geraer Kameradschaft Vollstrecker aktiv war. Diese gebärdete sich sehr aktivistisch und war subsumierbar unter dem Label der autonomen Nationalisten. Ihre Mitglieder waren in Gera für zahlreiche extrem rechte Schmiereien und Übergriffe auf Menschen, die nicht in ihr Weltbild passten, verantwortlich. Mitglieder der Vollstrecker wie Steve Krüger übernahmen für den örtlichen Kreisverband der NPD auch immer wieder organisatorische Aufgaben. So war Krüger regelmäßig als Ordner auf dem Geraer NPD-Festival, Demonstrationen und anderen rechten Kundgebungen tätig.

Steve Krüger
Steve Krüger

Kay Lange spielte bei dem Geraer Fußballverein BSG Wismut Gera als Torwart in der 1. und 2. Mannschaft. Aufgefallen ist er immer wieder mit eindeutiger Nazikleidung und Symbolik. Außerdem machte Lange mit rassistischen Sprüchen auf dem Fußballplatz und im Umfeld wiederholt unangenehm auf sich aufmerksam. Er ist mit anderen einschlägigen Nazis Mitglied in der Wismut-Fangruppierung Reußenfront, die sich zudem im Umkreis des Motorradclubs Stahlpakt Gera bewegt. Dort sind ebenfalls langjährige Nazis aus rechtsmilitanten Strukturen aktiv. Lange begleitete die Proteste gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie von Beginn an.

Kay Lange
Kay Lange

Fabian Matthes ist ein Geraer Nazi aus dem aktionistischen Umfeld diverser Geraer Nazikameradschaften. Er begann sein Engagment in der extrem rechten Szene um das Jahr 2010. Seitdem verankerte er sich immer tiefer in der Szene und festigte sich ideologisch. Er nahm an unzähligen Aufmärschen und Festivals teil und besuchte darüber hinaus Buchlesungen von Udo Voigt in der extrem rechten „Bildungsstätte“ Rittergut Guthmannshausen oder den von Nazis aus ganz Europa abgehaltenen faschistischen „Tag der Ehre“ in Budapest 2019. Auf der ersten spontanen Demo gegen die Auflagen zur Eindämmung der Corona-Pandemie nahm Fabian Matthes mit einem Solidaritäts-Shirt für die Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck teil. Seither taucht er regelmäßig auf den „Spaziergängen“ auf.

Fabian Matthes
Fabian Matthes

Peter Pichl ist ein langjähriger Aktivist der extremen Rechten aus dem Geraer Kameradschaftsmilieu. Viele Jahre war er in der NPD aktiv und übernahm Funktionen bei Aufmärschen, Festivals und Kundgebungen. Bis 2014 saß Pichl für die NPD im Gerarer Stadtrat. Mittlerweile hat er jedoch erfolgreich bei der AfD angedockt und ist Mitarbeiter des Thüringer AfD-Landtagsabgeordneten und unterlegenen Oberbürgermeisterkandidaten Dieter Laudenbach. Über die Hintergründe und Verstrickungen Pichls von der NSU-Geburtsstätte Thüringer Heimatschutz bis zur Geraer AfD berichteten wir an anderer Stelle bereits ausführlich.

Peter Pichl
Peter Pichl

Jens Peisker ist ein Nazi aus dem Umfeld des Geraer Motorradclubs Stahlpakt. Hier tummeln sich etliche Kader von Thüringer Nazi-Organisationen. Im örtlichen Vereinsheim wird jährlich die Wintersonnenwende gefeiert und auch sonst finden sich dort viele Bezüge zum Nationalsozialismus wie zum Beispiel Wehrmachtsnummernschilder und deutsche Dekowaffen aus dem 2. Weltkrieg. Peisker nahm unter anderem 2018 am Thügida-Aufmarsch in Gera teil.

Jens Peisker
Jens Peisker

Felix Staps ist ein Nazi aus dem Umfeld der mittlerweile aufgelösten rechtsoffenen Ultra-Gruppierung Ultras Gera 99 und nach wie vor aktiver Fan der BSG Wismut Gera. Seine Aktivitäten haben sich zuletzt auf die Nazi-Fangruppierung Reußenfront ausgeweitet. Staps beteiligte sich an mehreren regionalen Naziaufmärschen wie bspw. den Thügida-Demonstrationen 2016 in Jena und 2018 in Gera. Bei dem Überfall von Nazis auf Leipzig-Connewitz am 11.01.2016 koordinierten Staps und sein Umfeld die Thüringer Anreise, bevor sie von der Polizei festgesetzt wurden. Staps nimmt seit Ende 2021 regelmäßig an den Aktionen der Geraer Pandemieleugner*innen teil.

Felix Staps
Felix Staps

Lars Weber ist ein Geraer Security-Unternehmer und Nazi-Kampfsportler. Sein Unternehmen (Alpha DSD) bietet Sicherheitsdienste und eine Detektei an. Als Kampfsportler trainierten in seinem Gym verurteilte Holocaustleugner wie Marcel Wöll gemeinsam mit Geraer Nazihools. 2013 wurde Weber kurzzeitig Präsident des Geraer Fußballvereins BSG Wismut Gera. Er musste jedoch bald aufgrund seiner Naziverstrickungen zurücktreten. Da er eine Unterlassungsklage verlor, darf Weber seitdem rechtskräftig als Nazi bezeichnet werden. 2018 besuchte Weber die Veranstaltung Rock gegen Überfremdung in Apolda, die wegen massiver rechter Ausschreitungen mit mehreren Verletzten von der Polizei aufgelöst werden musste. Lars Weber nimmt regelmäßig an Aktionen der Geraer Pandemieleugner*innen teil.

Lars Weber
Lars Weber

Fabian Eller gehört zur extrem rechten Vereinigung Patrioten Ostthüringen, deren Sprecher der verschwörungsgläubige Antisemit Frank Haußner ist. Eller nimmt regelmäßig an Veranstaltungen dieser Vereinigung teil. Zum Volkstrauertag 2020 in Gera legte er auf dem Ostfriedhof bei dem geschichtsrevisionistischen „Heldengedenken“ den Trauerkranz der Patrioten Ostthüringen ab. Neben den Besuchen einschlägiger Nazidemonstrationen (2019 bei der Identitären Bewegung in Halle, 2020 beim jährlichen geschichtsrevisionistischen Aufmarsch in Dresden) ist Eller auch auf AfD-Veranstaltungen häufig Teilnehmer: so zum Beispiel in Gera im Oktober 2020 oder in Weida im Mai 2021. Fabian Eller war von Beginn an bei den pandemieverharmlosenden Protesten dabei.

Fabian Eller
Fabian Eller

Evelyn Gropp ist im Stadtverband der AfD Gera seit 2020 die stellvertretende Sprecherin. Sie ist Rentnerin, studierte Kultur- und Literaturwissenschaftlerin und nach eigener Aussage jahrelang im Kulturbereich der Stadt Gera tätig gewesen. Heute schreibt Sie häufig im kostenlosen Hetzschmierblatt Neues Gera, welches von ihrem Parteikollgen Harald Frank herausgegeben wird. Hier teilt Gropp verschwörungsgläubige Legenden rund um die Coronapandemie, positioniert sich gegen die Aufnahme von geflüchteten Menschen oder bekennt sich, anlässlich des Volkstrauertages, zur Mitgliedschaft in der extrem rechten Vereinigung Patrioten Ostthüringen. Dort ist Gropp mit ihren verschwörungsgläubigen, antisemitschen und extrem rechten Postitionen bestens aufeghoben.

Evelyn Gropp
Evelyn Gropp

Eric Vogelgesang war zunächst Mitglied der Jungen Union. Aufgrund extrem rechter Äußerungen auf seinem Twitterkanal, die nicht mehr mit dem Grundgesetz und der Mitgliedschaft in der Jungen Union vereinbar waren, wurde er aus der Jugendvereinigung ausgeschlossen. Aus den selben Gründen kam es kurze Zeit später auch zum Ausschluss aus dem Jugendrat Gera, wie Vogelgesang auf Telegram mitteilte. Inzwischen ist er Mitglied bei der Jugendorganisation der AfD und fühlt sich dort inhaltlich offensichtlich gut aufgehoben und wird akzeptiert. Eric Vogelgesang läuft regelmäßig bei den als spontan inszenierten Aufmärschen mit. Gut gefällt er sich dabei in seiner Rolle als redenschwingender Anheizer. So hielt er am 18.01.2022 von der Terasse des Kultur- und Kongresszentrums Gera eine Rede gespickt mit dreisten Lügen, die bei dem verschwörungsgläubigen Publikum gut ankam.

Eric Vogelgesang
Eric Vogelgesang

Kay-Uwe Rath ist ein Nazi aus Bad Köstritz, der sich schon als Teenager in extrem rechten Kreisen bewegte. Bereits 2007 tauchte er auf Kundegebungen der NPD in Gera auf. Seitdem war er stets Helfer und Ordner auf dem Geraer NPDFestival Rock für Deutschland. Ausgehend vom Umfeld diverser Kameradschaften, welche der Szene der autonomen Nationalisten zugeordnet werden konnten, nahm Rath zwischen 2007 und 2019 an nahezu allen öffentlichen Veranstaltungen von NPD und Kameradschaften in Gera teil.

Kay-Uwe Rath
Kay-Uwe Rath

Ernst Herzum ist ein im Geraer Nazimilieu fest verankerter älterer Herr. Er umgibt sich immer wieder mit etablierten Figuren der extremen Rechten wie Christian Bärthel oder dem Greizer David Köckert. 2015 nahm er in Naumburg/Saale an einer Veranstaltung mit der verurteilten Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck teil, reiste 2019 zu einer Demonstration der Identitären Bewegung in Halle und besuchte 2020 den geschichtsrevisionistischen Nazi-Trauermarsch in Dresden. Herzum ist auf fast jeder Veranstaltung der Geraer AfD wie dem Volkstrauertag auf dem Ostfriedhof oder Demos gegen die Aufnahme geflüchteter Menschen zu finden. Darüber hinaus besuchte er alle Thügida-Mobilisierungen in Gera.

Ernst Herzum
Ernst Herzum

Jörg Krautheim ist ein seit Anfang der 90iger Jahre in Gera aktiver Nazi. Er war in verschiedenen Organisationen der extremen Rechten wie der im Thüringer Heimatschutz organisierten Kameradschaft Gera, der FAP, der NPD und zuletzt der Partei Die Rechte aktiv. Dabei fungierte er stets als Bindeglied zwischen in Parteien organiserten Nazis und autonomer agierenden sogenannten „freien Kräften“. Seit 2015 nahm Krautheim an rassistischen Mobiliserungen vom Altenburger Bürgerforum und Wir lieben Gera gegen die Aufnahme von geflüchteten Menschen teil. Dabei übernahm er organisatorische Aufgaben. Ralf Wohlleben, verurteilter NSU-Helfer, benennt ihn im Münchner Prozess als Teil der Nazi-Unterstützerstrukturen in Thüringen.

Jörg Krautheim
Jörg Krautheim

Luca Strobel ist ein jugendlicher extrem rechter Aktivist aus Wünschendorf bei Gera. Er wurde 2021 fester Bestandteil der neonazistischen Kleingruppe Freie Jugend, die er maßgeblich koordiniert. Er nahm seither an vielen sogenannten „Coronaprotesten“ in Gera, Greiz und Zeulenroda teil, bei denen man sich mit Fahnen und Pyrotechnick inszenierte. Strobel ist mit seiner Freien Jugend auffällig stark an etablierte Nazinetzwerke wie die Patrioten Ostthüringen, die Neue Stärke Partei und die AfD angebunden. Über den Online-Shop des einschlägig bekannten Hallenser Nazis Sven Liebich vertreibt Strobel unter anderem Bekleidung der Freien Jugend. Mit Beatrice Fischer nahm Luca Strobel am 11.12.2021 an der Kundgebung der extrem rechten Kleinstpartei Neue Stärke in Gera teil.

Luca Strobel
Luca Strobel

Sidney Sambale ist ein auch in Gera sehr aktiver Nazi aus dem Burgenlandkreis. Er war 2010 Beisitzer im NPD-Kreisverband Burgenlandkreis und kandidierte 2014 zu den Kreistagswahlen für die dortige NPD. Sambale ist in den letzten 12 Jahren regional und überregional reger Besucher rechter Demonstrationen und Veranstaltungen, beispielsweise auf dem jährlichen NPD-Festival in Gera, das bis 2017 stattfand, darüber hinaus in Dresden zum Nazitrauermarsch, in Saalfeld am 01.05.2015 oder in Plauen am 01.05.2016. Sambale gehört zu den TäterInnen, die am 11.01.2016 den Leipziger Stadtteil Connewitz überfielen.

Sidney Sambale
Sidney Sambale

Reiko Pflug ist Mitglied im AfD-Stadtverband Gera und Mitarbeiter von Wolfgang Lauerwald, Fraktionsmitglied der AfD im Thüringer Landtag. Der gelernte Koch orientierte sich 2014 zunächst zum Kreisverband der NPD Gera und besuchte mehrere Kundgebungen, so unter anderem am 13.09.2014 zum Wahlkampf in Gera mit dem vorbestraften damaligen „Spitzenkadidaten“ der Thüringer NPD Patrick Wieschke. Seit 2016 hat er sich der AfD angeschlossen und ist von da an auf fast jeder Veranstaltung oder Aktion der Geraer AfD zu finden, stets auch als fleißiger Helfer beim Aufbau von Kundgebungen oder Organisation von Demonstrationen.

Reiko Pflug
Reiko Pflug

Maurice Mischek ist ein Nazi aus Weida, in der Nähe von Gera. Um 2018 schloss er sich der Nazi-Kleinstpartei III. Weg an und besuchte viele Kundegbungen und Demonstrationen, regional und überregional. So war er unter anderem bei Thügida-Aufmärschen in Gera, bei Demonstrationen vom III. Weg in Plauen oder beim geschichtsrevisionistischen Trauermarsch in Dresden dabei. Seit neuestem hat Mischek die Partei III. Weg verlassen und ist ihrer lokalen Alternative Neue Stärke beigetreten. Deren regionaler Verband Neue Stärke Gera läuft auch stets bei den „Montagsspaziergängen” mit.

Maurice Mischek
Maurice Mischek

Bryan Kahnes ist ein seit 2011 aktiver Geraer Nazi aus dem aktionistischen Kameradschafts- und Parteimilieu. Anfangs nahm er an fast allen NPD-Veranstaltungen in Gera teil, auf denen er u.a. Redebeiträge als „unabhängiger Kamerad“ hielt. Seit 2018 orientierte Kahnes sich zur extrem rechten Partei III. Weg. Als es 2020 zum Bruch der Thüringer Nazistrukturen mit dem III. Weg kam, mussten Kahnes und Kameraden sich neu organisieren. In der extrem rechten Kleinstpartei Neue Stärke fand Bryan Kahnes ein neues ideologisches Zuhause. Die Partei gründete am 01.05.2021 die Sektion Gera – mit der Übergabe einer Art „Standarte“ an Bryan Khanes wurde dies offiziell besiegelt. Im November 2021 folgte der erste Bundesparteitag der Nazi-Resterampe, auf dem Kahnes als einer von zwei Bundesvorsitzenden der Neue Stärke Partei (NSP) gewählt wurde. Diese Partei zeichnet sich wie schon der III. Weg durch nationalsozialistische Anleihen in Symbolik und Auftreten ihrer Mitglieder aus.

Bryan Kahnes
Bryan Kahnes

Michel Fischer, ein Nazi aus Tannroda im Weimarer Land, kann eine lange Karriere in der extremen Rechten vorweisen. Seit 2011 bewegt er sich auf unterschiedlichsten Demos in Thüringen und ganz Deutschland. Fischers Weg ging dabei über Kameradschaften wie die Aktionsfront Erfurt aber auch Parteistrutkuren wie Die Rechte und den III. Weg. Aufgrund seiner Persönlichkeit und seines blinden Aktionsismus ist er in der Szene durchaus höchst umstritten und überwarf sich in der Vergangenheit immer wieder mit den Gruppen, in denen er sich organisierte. Symptomatisch für Fischers Horizont ist ein Fall, bei dem er 2013 in Tannroda gemeinsam mit seinem Vater ein Kind verprügelte, von dem er behauptete, dass es Naziaufkleber entfernt hätte. 2013 kommt es durch Inititive der NPD schließlich zu einer Distanzierung fast aller Thüringer Nazigruppen von seiner Person, der „Spalterei“, „Profilneurose“ und „qualitativ minderwertige Veranstaltungen“ vorgeworfen wurden. Michel Fischer jedoch bleibt der Szene treu und ist heute neben Bryan Kahnes der zweite Bundesvorsitzende der Nazipartei Neue Stärke.

Michel Fischer
Michel Fischer

Sabrina Töpfer ist ebenfalls Parteimitglied bei der den Nationalsoziamismus verherrlichenden Partei Neue Stärke. Sie stammt nach eigenen Angaben aus Magdeburg und wohnt offenbar mittlerweile in Erfurt. Auf Veranstaltungen oder Demonstrationen der Neuen Stärke trat Töpfer immer wieder als Rednerin auf, zum Beispiel am 11.09.2021 in Braunschweig und am 11.12.2021 bei der Kundgebung in Gera. Sie lief regelmäßig mit anderen VertreterInnen der Neuen Stärke auf den sogenannten „Spaziergängen“ in Gera mit.

Sabrina Töpfer
Sabrina Töpfer

Florian Rassbach ein Nazi aus Erfurt. Er gehört zum Nachwuchs der Neue Stärke Partei und trat bereits als Redner auf Kundgebungen der Partei in Weimar auf. Zur Kundgebung der Neuen Stärke am 01.05.2021 in Erfurt koordinierte er Anreisende. Rassbach war am versuchten Angriff auf das AJZ in Erfurt in der Nacht zum 03.10.2021 beteiligt. Seit Neuestem beteiligt er sich an Kundegebungen der Neuen Stärke in Gera und an den sogenannten „Spaziergängen“ am Montag.

Florian Rassbach
Florian Rassbach

 

Die Interpretation, dass die Proteste gegen Auflagen zur Eindämmung der Coronapandemie von extremen Rechten unterwandert sei oder dass die Bereitschaft zur Gewalt quasi von außen kommt, ist nicht richtig. Nazis, RassistInnen, Verschwörungsgläubige und AntisemitInnen sind, wie viele umfangreiche Artikel und Recherchen gezeigt haben, von Beginn an Teil dieser „Spaziergänge“ auch in Gera.

Geraer Nazis übernehmen Organisierungs- und Koordinierungsaufgaben. Bestes Beispiel hierfür ist Christian Klar: In Telegramchats kündigt er Feuerwerke und andere Überraschungen an – die vielen illegalen Feuerwerke standen oft als Signal für den Start der „Spaziergänge“. Er behauptete außerdem in Telegramgruppen, sich mit Polizist*innen abzusprechen.

Bei drohenden Auseinandersetzungen wird oft nach den „starken Männern“ gerufen; Konfrontationen mit Polizist*innen werden von einschlägig bekannten Nazis aktiv gesucht. In der (vermeintlichen) Anonymität von Telegram wird insbesondere von Rechten massiv zu Straftaten aufgerufen oder Andersdenkende, Vertreter*innen von staatlichen Institutionen und gewählte Mandatsträger*innen bedroht. Wie das Beispiel Gera zuletzt zeigte, können diese Bedrohungen dann auch in der Anonymität einer größeren Masse ganz real umgesetzt werden:
So zog die als spontan inszenierte Demonstration am 18.01.2022 an der Wohnung des Geraer Oberbürgermeisters vorbei und erzeugte mit Taschenlampen, mit denen die Fenster abgeleuchtet wurden, und unter lautem Gebrüll eine Drohkulisse. Ein weiteres Beispiel aus Gera: Am 14.02.2022 wurden Menschen, die sich zuvor am solidarischen Gegenprotest beteiligt hatten, bis zum Büro der Linken verfolgt. Hier wurde dann mit „Volksveräter“-Rufen und starkem Trommeln an die Scheiben des Büros, den ins innere des Gebäudes Geflüchteten gedroht.

Gewalt gegen Andersdenkende, gegen Vertreter*innen von staatlichen Institutionen oder von Medien wurde immer wieder von Nazis propagiert und letzendlich praktiziert. Wenn „normale Bürger*innen” nun gemeinsam mit diesen auf „spontan“ inszenierten Demonstrationen laufen, wird das gewaltvolle Auftreten der Nazis letztendlich durch die Masse legitimiert. Dass Elemente der menschenverachtenden Ideologie dieser Nazis von Teilen der Bürger*innen übernommen werden, liegt nahe; eine Distanzierung davon findet nicht mehr statt. Sattdessen scheint die bereits seit längerem zu beobachtende verbale Radikalisierung immer mehr in offene Gewalt umzuschlagen.

Die „Bürgerlichkeit“ scheint verroht und der rebellisch-autoritäre Typus kommt vor allem in Ostdeutschland immer mehr zum Vorschein. In den neuen Bundesländern hat extreme rechte Gewalt seit den 90iger Jahren eine lange traurige Tradition: Zur Bürgerlichkeit im Osten gehört der Nazi aus den 90igern mittlerweile fest dazu. Hier wird sich eben nicht distanziert, man kennt sich und teilt auch noch die Erfahrung, wie einst ein verhasstes System durch Protest auf der Straße zusammenbrach.

Eine Pauschalisierung aller Menschen, die bei den sogenannten „Spaziergängen“ mitliefen, als Nazis liegt fern. Wer allerdings Seite an Seite mit Nazis läuft, wer sich nicht von verbaler Radikalisierung und handfesten Angriffen auf Andersdenkende distanziert, macht sich ganz einfach mitschuldig, wenn Nazis ihre menschenverachtende Ideologie mit Gewalt in die Tat umsetzen.

 

Wo »miteinander« »mit Nazis« heißt: Miteinanderstadt Gera und die Corona-Proteste

Nächtliche Demonstration "Miteinanderstadt Gera" am 21.05.2021.
Nächtliche Demonstration „Miteinanderstadt Gera“ am 21.05.2021. [Bild: Screenshot youtube]

Am 30.04. und am 21.05.2021 fanden in Gera unangemeldete spätabendliche Demonstationen gegen die Coronamaßnahmen statt. Mit Fackeln, Pyrotechnik und Maskierungen zogen mehrere Dutzend Menschen durch Geras Innenstadt. In der Beschreibung zu einem youtube-Video des düsteren Spektakels auf dem Kanal der Patrioten Ostthüringen kann man lesen, dass am inszenierten Fackelmarsch vor allem „Gewerbetreibende aus Gera“ teilgenommen hätten. Was klingt, als seien diese Proteste harmlose Spaziergänge pandemiegebeutelter Unternehmer*innen, sind in Wirklichkeit von Rechtsradikalen orchestrierte und von Neonazis besuchte Veranstaltungen.
Wenn in Gera von „miteinander“ gesprochen wird, heißt das vor allem: zusammen mit Rechten.
In der Stadt nimmt man derweil davon gewohnheitsmäßig keine Notiz. Im folgenden Artikel wollen wir deshalb einige der Teilnehmenden vorstellen.

Der Slogan Miteinanderstadt Gera wird maßgeblich vom Geraer Unternehmer Peter Schmidt geprägt und beworben. Schmidt, Geschäftsführer der Firma JENATEC Industriemontagen, verschaffte Gera bereits im letzten Jahr überregionale Aufmerksamkeit als er die von Reichsbürgern und Neonazis durchsetzten Corona-Spaziergänge als Anmelder auf den Weg brachte und den FDP-Landesvorsitzenden Thomas Kemmerich einlud, neben einschlägig bekannten Nazis mit umgehängten Davidsternen zu laufen.

Schmidt beklagte 2020, wie im Tagesspiegel zu lesen war, dass er zu spüren bekommen habe, wie es sei, „mit der Nazikeule erschlagen zu werden“. Diesen Schlägen scheint er allerdings eher kunstvoll ausgewichen zu sein, denn er zeigt sich heute lebhafter denn je – offen und hemmungslos mit einschlägigen Neonazis an seiner Seite.
Peter Schmidts freundschaftliche und strategische Kontakte in die extrem rechte Szene sind zahlreich und haben sich bei der Mobilisierung zu den Corona-Protesten bewährt. Wo er diese Proteste nicht selbst organisiert oder angemeldet hat, wurden sie von ihm stets enthusiastisch besucht und gelobt; so auch die jüngsten Versammlungen, die er auf seiner Facebook-Seite verlinkt:

Peter Schmidts Facebook-PräsenzPeter Schmidts Facebook-Präsenz

Die mittlerweile fast durchgängig als „Spaziergänge“ getarnten unangemeldeten Protestzusammenkünfte genießen weitgehende Narrenfreiheit, wie sich auch an den beiden nächtlichen Aktionen beobachten ließ: Mit illegaler Pyrotechnik, Kameradrohnen, Guy-Fawkes-Masken und Fackeln ausgerüstet konnten die Demonstrationen beinahe eine halbe Stunde von Ordnungskräften unbehelligt durch die Geraer Innenstadt ziehen und zum Abschluss sogar Feuerwerk von öffentlichen Gebäuden zünden.

Die Aktionen am 30.04. und 21.05. hatten einen Flashmob im fränkischen Aschaffenburg am 14.04.2021 zum Vorbild. Sequenzen aus dem offensichtlich professionell inszenierten und produzierten Videomaterial aus Aschaffenburg wurden dann auch mit der Geraer Aktion am 30.04. für ein Video gegengeschnitten.
Wie sich vor allem beim Video des zweiten Geraer Fackelmarschs am 21.05. zeigt, wurde auch hier Wert auf eine ähnliche Bildsprache und exakte Choreografie gelegt. Immer wieder sieht man Menschen dem Demozug vorauseilen, um etwa an bestimmten, dem Kameramann bereits bekannten Punkten Böller zu entzünden.
Im Unterschied zur Situation in Gera ist man in Aschaffenburg allerdings über diese Protest-Aktionen empört gewesen; der Oberbürgermeister Aschaffenburgs meldete sich zu Wort und verurteilte die Aufzüge mit ihrer faschistoiden Ästhetik.

Wirft man einen Blick auf einen Bruchteil der beteiligten Personen dieser Fackelmärsche in Gera, sollte klar werden, wie paradox es ist, mit erklärten Demokratie- und MenschenfeindInnen für Souveränität und Miteinander auf die Straße zu gehen. Stattdessen sind die skandierten Slogans nicht mehr als Feigenblätter für eine Mischung aus grenzenloser Ich-Bezogenheit, Nörgelei, aggressivem Aufstacheln und dem Platzieren rechter Diskursdeutungen.

Beatrice Fischer

Beatrice Fischer am 21.05.2021 in Gera und am 01.05.2019 in Plauen

Beatrice Fischer ist aktuell eine der bundesweit umtriebigsten NaziaktivistInnen im Raum Thüringen – Sachsen – Sachsen-Anhalt. Neben ihren regelmäßigen Besuchen von Neonazi-Musikfestivals (Rock für Deutschland in Gera, Rock gegen Überfremdung in Themar und Apolda), reiste Fischer 2018 und 2019 u.a. mit dem Ronneburger Reichsbürger Christian Bärthel nach Bielefeld zu Solidaritätskundgebungen für die mehrfach verurteilte Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck.

Beatrice Fischer betreut einen Stand auf dem Rock für Deutschland 2011.
Beatrice Fischer (mittig) beim Nazifestival Rock für Deutschland am 06.08.2011 in Gera. [Foto: Recherche Gera]
Beatrice Fischer bei einer Solidaritätsdemo für die Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck am 10.11.2018 in Bielefeld
Demonstration für die inhaftierte Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck in Bielefeld am 10.11.2018. Links am Transparent: Beatrice Fischer [Foto: Recherchenetzwerk Berlin]

Im Zentrum ihrer politischen Aktivitäten steht eindeutig Gera: Bereits 2010 nahm sie am von der Geraer NPD veranstalteten Gedenken zum Volkstrauertag teil, das sie auch in den Folgejahren mehrfach besuchte.
Die Corona-Proteste in Gera begleitete sie von der ersten Stunde an. 2020 führte sie ihr Weg mitunter wöchentlich auf den Geraer Marktplatz zu den sogenannten Spaziergängen, die sich nicht nur über geltende Hygienemaßnahmen hinwegsetzten, sondern auch ein Tummelplatz extrem Rechter und Verschwörungsgläubiger waren bzw. sind.

Beatrice Fischer bei einem Corona-Protest am 30.05.2020 in Gera.
Beatrice Fischer bei einem Corona-Protest am 30.05.2020 in Gera. V.l.n.r.: Marek Hallop, Christian Bärthel, dahinter Beatrice Fischer, Christian Gentzsch, Ivonne Koschmieder. 1. v.r.: David Sommerfeld [Foto: Recherche Gera]

Politisch ist Beatrice Fischer für alles zu begeistern, was möglichst viele Nazis versammelt: 2011 demonstrierte sie mit der Geraer NPD, 2017 und 2019 lief sie in Gera und Plauen in den Reihen der Partei III. Weg, 2020 reiste sie mit der Thüringer AfD zur Demo nach Altenburg und beklatschte die antisemitischen Ausführungen Frank Haußners bei AfD-Protesten in Gera.

Beatrice Fischer bei einer Demonstration der Partei III. Weg am 01.05.2019 in Plauen.
Beatrice Fischer (Bildmitte mit Fahne) bei einer Demonstration der Partei III. Weg am 01.05.2019 in Plauen. [Foto: Tim Mönch]
Marek Hallop

Marek Hallop

Hallop, der sich selbst als Reichsbürger identifiziert, versuchte 2020 an den Erfolg der Mobilisierung Peter Schmidts anzuknüpfen und trat als Anmelder von Corona-Protesten in Erscheinung. Von seinen Aufgaben als Versammlungsleiter sichtlich überfordert, musste Hallop die Demo am 16.05.2020 wegen der offenkundigen Unmöglichkeit, die Auflagen durch die Teilnehmenden umsetzen zu lassen, nach kurzer Zeit bereits wieder als aufgelöst erklären. Sehr deutlich wurde in der Folgezeit, dass die Massenmobilisierung nicht wegen der politischen Positionierung Hallops, sondern allein wegen dessen organisatorischen Ungeschicks eingebüßt hatte.

Marek Hallop beim Corona-Protest am 09.05.2020.
Marek Hallop (1. v.r.) beim Corona-Protest am 09.05.2020. Bildmitte mit Davidstern: Vanessa Pfeifer, rechts von ihr David Sommerfeld [Foto: Recherche Gera]

Marek Hallop, der weiter an den meist unangemeldeten Demonstrationen teilnahm, beteiligte sich bereits 2012 an einem Neonazi-Trauermarsch der NPD in Gera und an mehreren Thügida-Aufmärschen zwischen 2015 und 2018.

Marek Hallop beim Trauermarsch am 18.02.2012 in Gera
Marek Hallop (Mitte) beim Trauermarsch am 18.02.2012 in Gera [Foto: Recherche Gera]
Michael Hesse

Michael Hesse am 21.05.2021 und am 16.05.2020 in Gera

Michael Hesses politische Sozialisation fällt in die frühen 2000er Jahre, wo er mit der Kameradschaft Gera und unter anderem zusammen mit den Wagner-Brüdern seine ersten Demonstrationserfahrungen innerhalb und außerhalb Geras sammelte. Stefan Wagner wurde 2000 wegen einer gewalttätigen Jagd auf zwei Migranten in Gera verurteilt; seine beiden Brüder Denny und Andreas spielen heute in der Geraer Rechtsrockband Exzessiv. Die Kameradschaft Gera gehörte zur Dachorganisation Thüringer Heimatschutz (THS), dem eine zentrale Rolle bei der Formierung des NSU zukam.

Michael Hesse, Denny, Andreas und Stefan Wagner bei einer Demo am 30.08.2004
Michael Hesse (mit Brille, am Transparent) bei der rechten Unterwanderung einer Montagsdemo am 30.08.2004. In der Reihe davor: Andreas, Denny und Stefan Wagner (v.l.n.r.) [Foto: Recherche Gera]

Seit 20 Jahren ist Michael Hesse quasi ununterbrochen auf rechten Demos unterwegs, die meisten davon hält er fotodokumentarisch fest, einige Videos von Veranstaltungen stellt er auf seinen youtube-Account, den er unter dem Namen rebell betreibt.

Michael Hesse beim Wahlkampfauftakt der NPD am 30.07.2009 in Gera
Michael Hesse (1. v.l.) beim Wahlkampfauftakt der NPD am 30.07.2009 in Gera [Foto: Recherche Gera]
Michael Hesse bei einer Demo des III. Wegs am 01.05.2017 in Gera. Davor: Beatrice Fischer und Beatrice Koschmieder
Michael Hesse (Mitte, mit Brille und Kamera) bei einer Demo des III. Wegs am 01.05.2017 in Gera. Davor: Beatrice Fischer und Beatrice Koschmieder (v.l.n.r.) [Foto: Sören Kohlhuber]
NPD-Kundgebung in Gera am 10.11.2018. V.l.n.r.: Christian Gentzsch, Kevin Rothe, Michael Hesse, Jacqueline Möbes, Gordon Richter, Joel Sebastian Probst
NPD-Kundgebung in Gera am 10.11.2018. V.l.n.r.: Christian Gentzsch, Kevin Rothe, Michael Hesse, Jacqueline Möbes, Gordon Richter, Joel Sebastian Probst [Foto: Recherche Gera]

Hesse gehörte zu den regelmäßigen Besuchern des Nazimusikfestivals Rock für Deutschland in Gera; 2017 besuchte er gemeinsam mit seiner Partnerin Beatrice Koschmieder und Beatrice Fischer das vom Hildburghausener Neonazi Tommy Frenck organisierte Rock gegen Überfremdung in Themar.

Michael Hesse, Beatrice Fischer und Beatrice Koschmieder (v.l.n.r.) beim Rock gegen Überfremdung am 15.07.2017 in Themar
Michael Hesse, Beatrice Fischer und Beatrice Koschmieder (v.l.n.r.) beim Rock gegen Überfremdung am 15.07.2017 in Themar [Foto: Simon Telemann]

Mit Beginn der Corona-Pandemie nahm auch Hesses Demotourismus wieder zu; regelmäßig kündigte er auf seiner Facebook-Seite an, aus Protest gegen die Coronaregelungen spazieren zu gehen und rief zu Autokorsos auf, an denen er teilnahm. Bei diesen Gelegenheiten konnte er sich mit Gleichgesinnten auch über die altbekannte Neonazi-Filterblase hinaus vernetzen.
Zusammen mit Peter Schmidt reiste Hesse beispielsweise am 31.05.2021 ins sächsische Zwönitz, wo sich hunderte Menschen zu einem Stadtfest versammelten, um ein vorzeitiges Ende der Pandemie zu feiern.

Michael Hesse beim gemeinsamen Ausflug mit Peter Schmidt und dem Geraer Immobilienunternehmer Thomas Smektalla am 31.05.2021 in Zwönitz
Michael Hesse (1. v.l.) beim gemeinsamen Ausflug mit Peter Schmidt (1. v.r.), Greizer AfD-Kreistagsmitglied Holger Franz (2. v.r.), der Restaurant-Betreiberin Cornelia Handke aus Gera (2. v.l.) und dem Geraer Immobilienunternehmer Thomas Smektalla (3. v.l.) am 31.05.2021 in Zwönitz [Foto: Screenshot Facebook]
Christian Klar

Christian Klar, ein seit den 90er Jahren aktiver Neonazi, ist insbesondere im Zuge der extrem rechten Thügida-Demonstrationen seit 2015 wieder verstärkt präsent geworden.
Am 20.04.2016, dem symbolisch nicht zufällig gewählten Datum des Adolf-Hitler-Geburtstags, reiste Klar mit einigen anderen Geraer Nazis zur Thügida-Demonstration, die der Greizer Neonazi David Köckert angemeldet hatte. Klar trug bei dieser Gelegenheit ein T-Shirt mit dem Zahlencode 88 (‘Heil Hitler’) und unterstrich damit persönlich und nachdrücklich noch einmal die bewusste Wahl des Demo-Datums.

Thügida-Demonstration zum Hitler-Geburtstag am 20.04.2016 in Jena. 1. v.r.: Christian Klar, mittig mit gehobener Faust: Markus Dettler und der Eisenberger Nazi Martin Brehme
Thügida-Demonstration zum Hitler-Geburtstag am 20.04.2016 in Jena. 1. v.r.: Christian Klar, mittig mit gehobener Faust: Markus Dettler, 1. v.l. der Eisenberger Nazi Martin Brehme [Foto: Sören Kohlhuber]
Christian Klar bei der Demonstration des III. Wegs am 01.05.2017 in Gera
Christian Klar (kariertes Hemd, blaue Weste) bei der Demonstration des III. Wegs am 01.05.2017 in Gera [Foto: Thomas Witzgall]

Zusammen mit dem militanten und gewalttätigen Nazi Sebastian Dahl und dem Pößnecker Nazi Norman Strupp solidarisierte sich Christian Klar 2018 in Bielefeld mit der notorischen Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck. Sebastian Dahl war wegen versuchten Mordes bereits fünf Jahre in Haft und zählt zu den Mitgliedern der Neonazibruderschaft Turonen/Garde 20, die für den brutalen Überfall auf eine Kirmesgesellschaft in Ballstädt 2014 verantwortlich sind.

Christian Klar, Norman Strupp und Sebastian Dahl bei der Solidaritätsdemo für Ursula Haverbeck am 10.05.2018 in Bielefeld
Christian Klar (vorn mit umgedrehter Kappe und Weste), Norman Strupp (1. v.l.) und Sebastian Dahl (weißes Hemd, Scheitel) bei der Solidaritätsdemo für Ursula Haverbeck am 10.05.2018 in Bielefeld [Foto: Korallenherz]

Am 01.05.2019 demonstrierte Klar gemeinsam mit der NPD und ihrer Nachwuchsorganisation JN in Dresden. 2020 nahm er, ebenfalls in der sächsischen Landeshauptstadt, an einem der größten Naziaufmärsche Deutschlands, dem geschichtsrevisionistischen Trauermarsch teil.

Christian Klar beim NPD-/JN-Aufmarsch am 01.05.2019 in Dresden
Christian Klar (graues T-Shirt, rote Weste) beim NPD-/JN-Aufmarsch am 01.05.2019 in Dresden [Foto: Matthias Schwarz]
Naziaufmarsch in Dresden am 15.02.2020. Links oben mit weißer Mütze: Christian Klar. Rechts neben ihm: René Wolfram aus Weida. Rechts oben mit weßem Tunnel im Ohrloch: Martin Brehme aus Eisenberg
Naziaufmarsch in Dresden am 15.02.2020. Links oben mit weißer Mütze: Christian Klar. Rechts neben ihm: René Wolfram aus Weida. Rechts oben mit weßem Tunnel im Ohrloch: Martin Brehme aus Eisenberg [Foto: Presseservice Rathenow]

Wie sehr viele Neonazis fühlt auch Christian Klar sich zuletzt in den Reihen der AfD wohl und besuchte mehrere ihrer Demonstrationen. Freundschaftlich verbunden ist er wiederum mit dem unentwegt seine „Mitte“ betonenden Peter Schmidt, mit dem Klar gemeinsame Ausflüge unternimmt und bei Grillabenden beisammen ist.

Grillparty mit Freunden bei Peter Schmidt. Unter den gutgelaunten Gästen: Neonazi Christian Klar
Grillparty mit Freunden bei Neonazi Christian Klar (mittig mit Kappe). Unter den gutgelaunten Gästen: Peter Schmidt (vorne rechts) [Foto: Screenshot Facebook]
Peter Schmidt (1. v.l.) und Christian Klar (1. v.r.) bei einem gemeinsamen Ausflug nach Zwönitz im Mai 2021
Peter Schmidt, Cornelia Handke und Christian Klar (v.l.n.r.) bei einem gemeinsamen Ausflug nach Zwönitz im Mai 2021 [Foto: Screenshot Facebook]

Beatrice Koschmieder

Beatrice Koschmieder arbeitet – wie ihre Schwester Ivonne, die sich ebenfalls in der rechten Szene bewegt – als Tätowiererin. Unter dem Namen Bea’s Tattoo Art tätowiert sie im Tattoostudio Königsklasse der Geraer Naziszenegröße Enrico Kopp in der Laasener Straße 24. Koschmieder bewegt sich seit über 10 Jahren in Geraer Nazistrukturen. 2010 besuchte sie den vom Vorsitzenden des Geraer NPD-Kreisverbands, Gordon Richter, angemeldeten Volkstrauertag.

Naziaufmarsch unter der Bezeichnung Volkstrauertag auf dem Geraer Ostfriedhof am 14.11.2010. Hinten rechts mit Pony und dunklen Haaren: Beatrice Koschmieder. 1. v.r.: Geraer NPD-Kreisverbandsleiter Gordon Richter
Naziaufmarsch unter der Bezeichnung Volkstrauertag auf dem Geraer Ostfriedhof am 14.11.2010. Hinten rechts mit Pony und dunklen Haaren: Beatrice Koschmieder. 1. v.r.: Geraer NPD-Kreisverbandsleiter Gordon Richter [Foto: Recherche Gera]

Wie bereits 2013 und 2014 besuchte Koschmieder auch die Wiederauflage des Nazi-Musikfestivals Rock für Deutschland 2017 in Gera. Das RfD wurde von der Thüringer NPD in Zusammenarbeit mit europaweit vernetzten Nazimusikstrukturen, lokalen Kameradschaften und extrem rechten UnternehmerInnen organisiert.

Beatrice Koschmieder und Michael Hesse auf dem Rock für Deutschland am 01.07.2017
Beatrice Koschmieder (2. v.r., sitzend) und Michael Hesse (1. v.r., mit Brille) auf dem Rock für Deutschland am 01.07.2017 [Foto: Lukas Beyer]

Zwischen 2015 und 2018 nahm sie neben den rassistischen Thügida-Aufmärschen in Gera an einer Vielzahl rechter Veranstaltungen teil: Am 1. Mai 2017 marschierte sie an der Seite von Beatrice Fischer und ihrem Partner Michael Hesse bei der Demo der neonazistischen Partei III. Weg in Gera, am 15.07.2017 besuchte sie das von militanten und kriminellen Nazistrukturen organisierte Rock gegen Überfremdung in Themar, am 31.10.2018 reiste sie zum Tag der Nation zur Demo nach Berlin.
2020 konnte Koschmieder dann endlich an ihren Demo-Tourismus anknüpfen und war bei den meisten der Corona-Proteste mit von der Partie.

Beatrice Koschmieder bei dem von Peter Schmidt angemeldeten Corona-Protest am 09.05.2020, auf dem offen und unwidersprochen antisemitische Symbolik zur Schau gestellt wurde
Beatrice Koschmieder (oben rechts, schwarzes Top) bei dem von Peter Schmidt angemeldeten Corona-Protest am 09.05.2020, auf dem offen und unwidersprochen antisemitische Symbolik zur Schau gestellt wurde [Foto: Recherche Gera]
Felix Staps

Felix Staps zählte zu den AktuerInnen der Fußballfangruppierung Wismut Ultras Gera 99, die trotz des Versuchs, sich offiziell nach rechts abzugrenzen, im Kern aus Nazis, zumindest aber rechtsoffenen Jugendlichen bestand. Staps war in den vergangenen Jahren immer wieder in kriminelle Machenschaften verwickelt, die auch zu Inhaftierungen führten.
2016 war Felix Staps am Naziüberfall auf den Leipziger Stadtteil Connewitz beteiligt; die Verhandlung gegen ihn im Leipziger Verfahren steht auch im Juni 2021 immer noch aus.
Bereits 2015 besuchte er eine der von Nazis organisierte Thügida-Demonstration gemeinsam mit dem ebenfalls am Überfall in Leipzig beteiligten Geraer Michael Neuhaus.

Felix Staps (oben links) bei der Thügida-Demonstration am 15.06.2015. Rechts neben ihm mit verschränkten Armen: Michael Neuhaus
Felix Staps (oben links) bei der Thügida-Demonstration am 15.06.2015. Rechts neben ihm mit verschränkten Armen: Michael Neuhaus [Foto: Recherche Gera]

Nur drei Monate nach der volksgemeinschaftlichen Zerstörungsorgie in Leipzig folgte Staps gemeinsam mit anderen Wismut-Ultras (Oliver Hoffmann und Tobias Derday) dem Aufruf von David Köckert, am Hitler-Geburtstag 2016 eine Nazidemonstration in Jena zu begehen. Mit militantem und aggressivem Auftreten standen sie der deutlichen Ablehnung der Jenaer Gegendemonstrant*innen entgegen.

Felix Staps (mit Kappe und Fackel) und Oliver Hoffmann (davor mit Schlauchschal) auf der Thügida-Demonstration am 20.04.2016
Felix Staps (mit Kappe und Fackel) und Oliver Hoffmann (davor mit Schlauchschal) auf der Thügida-Demonstration am 20.04.2016 [Foto: Sören Kohlhuber]

2018 beteiligte Staps sich im Kreise von anderen Neonazis an der letzten großen Thügida-Demonstration in Gera, die von Carry Fischer und David Köckert angemeldet wurde.

Felix Staps (oben links) am 21.09.2018 bei Thügida in Gera
Felix Staps (oben links) am 21.09.2018 bei Thügida in Gera [Foto: Recherche Gera]

2021 musste Felix Staps sich vor Gericht verantworten, weil ihm vorgeworfen wurde, gemeinschaftlich mit dem Wünschendorfer René Wolfram einen PKW in Brand gesetzt zu haben. Auftraggeber soll der Greizer David Köckert gewesen sein, der nach Zeug*innenaussagen mehrfach Geld für Sachbeschädigungen oder Körperverletzungen auslobte. Staps, Köckert und dessen politischer Ziehsohn Wolfram mussten aus Mangel an Beweisen freigesprochen werden.

Andreas Thomä

Andreas Thomä aus Gera organisierte in der Vergangenheit mehrfach Autokorsos aus Protest gegen die Corona-Maßnahmen. Die Protestform Autokorso hatte einigen Zulauf verbuchen können, vielleicht auch, weil sich hier die historisch oft unter Beweis gestellte deutsche Effizienz mit Bequemlichkeit vereinigen konnte.

Andreas Thomä als Anmelder des Coronaprotest-Autokorsos am 10.04.2021 in Gera
Andreas Thomä als Anmelder des Coronaprotest-Autokorsos am 10.04.2021 in Gera [Foto: OTZ]

Thomä gab gegenüber der Ostthüringer Zeitung an, „dass er politisch nicht organisiert sei“ und log damit seine maßgebliche Beteiligung bei der Organisation Patrioten Ostthüringen unter den Tisch. Über die extrem rechte Gruppe und ihre Scharnierfunktion für verschiedene rechte Gruppierungen berichtete bereits das Rechercheportal Jena-SHK. Die Patrioten Ostthüringen, die sich selbst aus ReichsbürgerInnen, HolocaustleugnerInnen, AfDlerInnen und anderen extrem Rechten zusammensetzen, pflegen Verbindungen zu Identitärer Bewegung und der völkischen Artgemeinschaft.
Thomä, der für die Patrioten Ostthüringen als Kameramann fungiert, filmte auch die nächtlichen Corona-Fackelmärsche in der Geraer Innenstadt und stellte sie auf dem youtube-Kanal der Patrioten Ostthüringen ein. Zu diesem Zwecke wurde sogar eine Drohne eingesetzt, die eindrucksvolle Kameraflüge erzeugen sollte. Thomä versuchte offensichtlich, eine ähnlich professionelle Ästhetik wie bei den Protestvideos aus Aschaffenburg zu inszenieren; allerdings kommen seine Film- und Bearbeitungsbemühungen über ein laienhaftes Engagement kaum hinaus.

Andreas Thomäs Filmproduktionen auf youtube, Symbolbild [Bild: Screenshot youtube]
Eike Voigtsberger

Der Frauenarzt Dr. Eike Voigtsberger sitzt für die AfD im Geraer Stadtrat. Wie wir im vergangenen Jahr berichteten, war Voigtsberger in der Vergangenheit reger Besucher verschiedener Nazidemos im ganzen Bundesgebiet. Ob 2018 bei Thügida, 2019 auf der Demo der Identitären Bewegung in Halle oder 2020 auf dem extrem rechten Trauermarsch in Dresden – Eike Voigtsberger mischte sich munter unter die übrigen Nazis.

Eike Voigtsberger (1. v.r.) auf dem Neonazi-Trauermarsch am 15.02.2020 in Dresden
Eike Voigtsberger (1. v.r.) auf dem Neonazi-Trauermarsch am 15.02.2020 in Dresden [Foto: Presseservice Rathenow]

Am Volkstrauertag 2020 nahm er mit anderen AfD-Parteikameraden an einer Veranstaltung des Ronneburger Neonazis, Holocaustleugners und Reichsbürgers Christian Bärthel teil. Bärthel hielt eine Rede, die von antisemitischen Codes überladen und dezidiert geschichtsrevisionistisch war.
Voigtsberger trug, um seine Identifikation mit dem politischen Profil der Veranstaltung zu untermauern, an diesem Tag eine Gesichtsmaske in den Farben der Flagge des Deutschen Reichs (schwarz-weiß-rot).

Geschichtsrevisionistischer Volkstrauertag in Gera am 15.11.2020. Eike Voigtsberger (1. v.l.) mit schwarz-weiß-rotem Mundschutz. Mittig mit verschränkten Händen: der Zeulenrodaer Antisemit Frank Haußner. 1. v.r.: Christian Bärthel
Geschichtsrevisionistischer Volkstrauertag in Gera am 15.11.2020. Eike Voigtsberger (1. v.l.) mit schwarz-weiß-rotem Mundschutz. Mittig mit verschränkten Händen: der Zeulenrodaer Antisemit Frank Haußner. 1. v.r.: Christian Bärthel [Foto: Screenshot youtube]

Voigtsberger nahm an etlichen Protesten gegen die Corona-Maßnahmen teil, die immer auch eine Ablehnung an einer Covid-Impfung forderten. Ohne Rücksicht auf geltende Abstands- oder Maskenregeln brachte Voigtsberger (wie auch alle anderen Teilnehmenden) andere wissentlich in Gefahr. Selbst ist er als Risikopatient allerdings bereits geimpft.

Fazit

Es ist typisch für Gera, dass eine derartige Verschränkung von extremer Rechter und einer behaupteten gesellschaftlichen „Mitte“ weder als skandalös noch als in irgendeiner Art problematisch wahrgenommen und thematisiert wird. Stattdessen genießen Unternehmer*innen wie Peter Schmidt trotz ihrer offenkundigen Distanzlosigkeit zu Neonazis und freundschaftlicher Verbindungen ins extrem rechte Milieu dank ihrer lokalen Vernetzung Achtung und Respekt.

Wie auch andernorts hat sich in Gera gezeigt, dass die Corona-Proteste für extrem rechte Strukturen ein gefundener Vorwand sind, um sich die Dynamik einer Bewegung aufrechtzuerhalten und durch die Vereinnahmung der Maßnahmenkritik über den Mangel an eigenen mobilisierungsfähigen Themen oder Lösungsansätzen hinwegzutäuschen.
Auch wenn derzeit noch schwer abzuschätzen ist, wie auf die Zurücknahme der Einschränkungen reagiert wird – die Netzwerke sind etabliert und Beziehungen geknüpft worden. Selbst wenn mit den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie ein Thema mit Mobilisierungspotenzial wegfallen wird, werden die Beziehungen und Strukturen, die sich im Rahmen der Coronaproteste verfestigt haben, reaktiviert werden.